Saturday, March 22, 2014

Sind Computerspiele Lebenszeitverschwendung?


rant/

1. speak or shout at length in an angry, impassioned way.
Synonyms: deliver a tirade, rant and rave, fulminate, sound off, spout, pontificate...


Get on your Soapbox!
Ich gestehe ein, dass ich in Bezug auf Spiele mir ein merkwürdiges Verhalten über die Jahre angeignet habe: Ich spiele diese, solange ich Spass daran habe. Sobald ein Spiel aufhört ein Spiel zu sein, lasse ich es sein und gehe die örtliche Kneipe unsicher machen oder ein Kornfeld niederbrennen (ein echter Barmoss nennt man das bei uns in der Gegend). Ob das vernünftiger ist, als seine Zeit in einer virtuellen Welt zu verbringen? Das ist eine gute Frage und ich denke, dass man diese nicht mit einem "Ja" oder "Nein" beantworten kann - beides hat seine Vor- und Nachteile.

Eigentlich sucht man eine Bar auf, weil man sein ramponiertes Selbst mit Hilfe von Alkohol wieder herstellen möchte. Aber wenn man genau hinsieht, dann ist der Ansatz "Besser in eine Kneipe, als mit Nerds komische Dinge in einem Spiel tun" nicht unbedingt einleuchtend: Man lernt Menschen kennen, mit denen man nichts zu tun haben will, zahlt für ein Glas Mineralwasser den gleichen Preis wie für zwei Kästen Mineralwasser vom örtlichen Getränkegroßhändler. Die Musik ist meistens erbärmlich, die Luft zum Schneiden dick, der Platz knapp und das Versprechen auf sexuelle Begegnungen mit dem bevorzugten Geschlecht ist im besten Fall eine Illusion. Im schlechtesten Fall kommt es zur Ausführung, denn dann ist es mit großer Wahrscheinlichkeit ein grauenhafter One-Night-Stand, bei dem man sich wünscht, anstelle dessen einen gemütlichen Abend vor dem Fernseher verbracht zu haben. Oder vor dem Monitor mit einem Spiel, die Füße auf dem Tisch, Tiefkühlpizza und einer lustigen Kopfbedeckung. Ist diese Einstellung verwerflich?

Nein, natürlich nicht. Aber trotzdem habe ich den Reflex und inneren Zwang, meine Vorlieben für diverse Freizeitbeschäftigungen zu verteidigen. Bei Büchern ist die Rechtfertigung leicht, wenn man seine bevorzugte Literaturgattung verschweigt, die Brille auf der Nase zurechtrückt und von der unglaublichen Dramatik in dem neuesten Werk von Theodore "Bedeutsam" Wichtig schwärmt. Das Niederbrennen von Kornfeldern kann - wenn genmanipuliert - einem den Status eines Helden verschaffen oder einen Strick um den Hals. Aber Computerspiele?

Diese sind immer noch eine leicht "anrüchige" Sache in unserer Gesellschaft, und ein guter Teil der Bevölkerung geht mit Vorstellungen über Computerspieler hausieren, die zu hinterfragen sind. Um es noch einmal zu strapazieren: Der durchschnittliche Spieler ist nicht 14 Jahre alt, trägt eine dicke Hornbrille und hat noch nie ein Mädel geküsst, sondern... ist 32 Jahre alt, steht mit beiden Beinen in einem Beruf und hat zumeist Familie. Eine bei der Spielindustrie sehr unbeliebte Studie hat ergeben, dass 50% aller Hardcore-Zocker (Menschen, die ihre komplette Freizeit spielend vor dem Rechner verbringen) Frauen über 40 sind... da wird im übrigen hübsch an Zielgruppen vorbei produziert und entwickelt. Aber das ist die Krux: Man ist Mensch und verbringt sein Leben in Gesellschaft von Menschen. Und diese Gesellschaft schmeisst einem eine Meinung vor die Füße, die aus einem Konsens gebildet wurde, was richtig und was schlecht ist. Sagen wir es so, dass die deutsche Durchschnittsbirne Maßstäbe, Vergleiche und Wertvorstellungen an Freizeitbeschäftigungen anlegt, die dort nichts zu suchen haben. Frei nach dem Motto "Computerspiele machen doof" und "Briefmarkensammeln dafür intelligent". Oh ja, wirklich!

Ist beides im übrigen widerlegt, daher retten sich viele in "Bücher sind eine viel wertvollere Beschäftigung als ein Computerspiel, denn diese sind Lebenszeitverschwendung".  Und das wird einem von Menschen vor den Latz geknallt, die denken, dass 4 Bücher im Jahr einen berechtigen, den Titel "Höhere Durchlaucht der Bildungs&Lesekunst" zu führen. Nun als "Gourmand" (Vielfraß) in Sachen Büchern kann ich versichern: "Wer glaubt, dass sich zwischen zwei Buchdeckeln automatisch Kultur und Verstand befinden, irrt..." Für heute reicht es mir mit den "echten" Erfahrungen, die man im Diskurs mit anderen Menschen in freier Wildbahn sammelt. Meinen nächsten Charakter in einem Spiel werde ich natürlich "Misanthrop" nennen!

/end of rant.

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